Wo bitte geht´s zur Disruption?
Speed-Boot gegen Tanker, David gegen Goliath oder experimentierfreudig gegen behäbig. Auf diese Weise wurde in den letzten Jahren vermehrt die Entwicklung in der Versicherungswirtschaft dargestellt. Auf der einen Seite die im Markt wie Pilze aus dem Boden sprießenden Start-ups: schlank, agil, mit innovativen Ideen, jedoch ohne Kunden. Auf der anderen Seite die schwerfälligen etablierten Versicherer – mit einer starken Kundenbasis, dafür aber belastet mit über Jahrzehnten gewachsenen IT-Systemlandschaften und komplexen Produkten sowie Prozessen.
Nach anfänglicher Hektik mit viel Unsicherheit und Befürchtungen kommt langsam Ruhe in die Branche. Das war letzte Woche auch auf der Global Insurtech Roadshowan der Goethe Business School in Frankfurt deutlich zu spüren. Es gibt noch immer sehr viele Neugründungen mit den unterschiedlichsten Ideen. Aber: So disruptiv wie befürchtet agieren diese Start-ups gar nicht! Im Gegenteil – sie sind sogar sehr positiv für die gesamte Entwicklung der Versicherungswirtschaft und zwar aus folgenden Gründen:
1. Miteinander statt gegeneinander
Die wenigsten Insurtechs treten an, um den etablierten Versicherern das Geschäft abzugraben. Die meisten entwickeln innovative Ideen, um Versicherungsunternehmen zu unterstützen. So hat beispielsweise auch kein Digitalversicherer den Goethe InsurTech Award 2018 gewonnen, sondern das Start-up Nect, das mit seinem end2end-Videoident-Verfahren die bisherigen Verifizierungsprozesse bei der Kundenanmeldung vereinfachen will – also unterm Strich Versicherern dabei hilft, Prozesse zu verschlanken. Nect steht für circa 80% der am Markt befindlichen Start-ups. Und das ist auch bei den Traditionsunternehmen angekommen. Zusammenarbeit ist die neue Devise!
2. Die Kunden kommen nicht über Nacht
Die wenigen Insurtechs, die das Kerngeschäft der Versicherer angreifen, merken nun, dass die Kunden nicht wie erhofft Schlange stehen und passen teilweise ihre Geschäftsmodelle entsprechend an. So fusionierte beispielsweise der Online-Versicherungsmakler Knip, der vor drei Jahren mit viel Aufmerksamkeit gestartet ist, im vergangenen Jahr mit dem niederländischen Software-Unternehmen Komparu. Andere wiederum sind nach den ersten Kundenerfolgen mit der Abwicklung von Schadenzahlungen konfrontiert und müssen im Bereich Finanzierung nachjustieren.
Genau bei diesen Insurtechs können sich etablierte Versicherungen wichtige Impulse in puncto Kundengewinnung holen. So setzen beispielsweise Knip, Lemonade oder Element auf offene Programmierschnittstellen als strategisches Vertriebswerkzeug – zum Teil in Verbindung mit White-Label-Lösungen – und stellen damit ihre Produkte wichtigen Multiplikatoren mit direktem Kundenzugang zur Verfügung. In meinem Blogartikel „Invisible Insurance: Warum Versicherer 2018 auf Ökosysteme und offene Programmierschnittstellen setzen sollten“ gehe ich näher auf diese Thematik ein.
3. Konkurrenz belebt das Geschäft
Die Insurtechs haben die gesamte Branche wachgerüttelt – und das zur rechten Zeit. Auch ohne Start-ups würden sich die Versicherer mit dem Thema Kapitallebensversicherung beschäftigen müssen, weil der Druck hier aus dem Markt kommt. Dasselbe gilt auch für die Kostenreduzierung im Allgemeinen. Die Start-ups haben das Augenmerk aber wieder auf die wichtigste Person im Raum gelenkt – den Kunden, Stichwort „Customer Centricity“. Alle Bemühungen rund um Agilität, Produktanpassungen, Usability der Versicherer würden aktuell nicht in dem Maße an Fahrt gewinnen, ohne das Speed-Boot der neuen Konkurrenz im Rücken.
Der erste Insurtech-Sturm hat sich gelegt. Es wird sich zeigen, wer sich von den vielen Start-ups etablieren kann und mit seinem Geschäftsmodell überzeugt und welche Kooperationen wir in den nächsten Monaten noch im Markt beobachten werden. Es bleibt spannend.
Die Global Insurtech Roadshow der Goethe Business School in Frankfurt vom 13. /14. März 2018, erzählt in Tweets:
FAZ-Artikel von Philipp Krohn/17.03.18: "Digitalisierung: Acht Minuten für jede Gründeridee" in Anlehnung an die von der Goethe Business School – Goethe University Frankfurt ausgerichteten Global Insurtech Roadshow 2018 (#GIR2018): https://t.co/8MOlfYBaDT pic.twitter.com/v7ZL4ye2Ww
— GoetheBusinessSchool (@GoetheBSchool) March 19, 2018
"We're proud to support InsurTech startups with an agile, affordable development platform built for taking innovative ideas to market fast." Carsten #GIR2018 #Insurtech #insurance #tiatechnology pic.twitter.com/qk3hJ2kf6b
— Tia Technology, a Sapiens company (@TiaTechnology) March 14, 2018
Winner of the Goethe InsurTech Award: Nect @NiceToNectYou #gir2018 #Insurtech @enowaAG pic.twitter.com/O7yF9nodOZ
— Hans-Peter Holl (@hp_holl) March 13, 2018
Regarding to Julian Teicke, this year the digital insurer ONE is going to rollout a functionality that enables geotracking related products. Coverage can be switched on am off, depending where the customer is. @goethebschool @enowa #gir2018 #Insurtech @one_insurance_
— Hans-Peter Holl (@hp_holl) March 13, 2018
Great insights in how Insurtech startups can get capital for their business from an Investors perspective. #gir2018 #Insurtech @GoetheBSchool @enowaAG pic.twitter.com/7osZoaXzqU
— Hans-Peter Holl (@hp_holl) March 14, 2018
Emilio Figueroa from Dropin shows how drones can help making claims handling much easier and more efficient. @goethebschool @enowa #gir2018 #Insurtech pic.twitter.com/Gb7OeFWuum
— Hans-Peter Holl (@hp_holl) March 13, 2018
Had a nice panel with great participants! Thanks to Pauline from @InsuredHQ, Carsten from @TIATechnology, Nic from @KaskoLtd and Pep from Heywood&Sons #gir2018 #Insurtech @enowaAG pic.twitter.com/1tqDxXQgxB
— Hans-Peter Holl (@hp_holl) March 14, 2018
Stephen Voss explains the difference between his new digital insurer Neodigital, classic insurers and insurtechs. @goethebschool @enowa #gir2018 #Insurtech pic.twitter.com/UYLuofwUe2
— Hans-Peter Holl (@hp_holl) March 13, 2018
GIR2018 starts. Great participants, great audience. @goethebschool#gir2018 #Insurtech pic.twitter.com/e5qpi35JS0
— Hans-Peter Holl (@hp_holl) March 13, 2018
#gir2018 Thank you for coming! Thank you for your great support! See You #gir2019 @goetheuni @GoetheBSchool !!! pic.twitter.com/W8LOBGCybP
— GoetheBusinessSchool (@GoetheBSchool) March 14, 2018